– und warum das selten gut endet.
Wenn Excel-Formeln Geschichte schreiben…
Dan Bricklin, ein Student an der Harvard Business School, sass in einer Vorlesung und beobachtete seinen Professor, wie dieser Berechnungen auf der Tafel immer wieder löschte, korrigierte und neu schrieb. Da kam Bricklin der Gedanke: Was wäre, wenn man diese Tafel auf den Computer bringen könnte – und die Zahlen sich automatisch anpassen würden?
Gemeinsam mit Bob Frankston entwickelte er daraufhin VisiCalc, das erste Tabellenkalkulationsprogramm der Welt. 1979 veröffentlicht, lief es auf dem damals brandneuen Apple II und veränderte die Geschäftswelt für immer. VisiCalc machte den Computer plötzlich zu einem Werkzeug für Manager, Buchhalter und Analysten. Es war das erste echte Business-Tool der IT-Geschichte und ebnete den Weg für alles, was danach kam.
Einige Jahre später trat Microsoft auf den Plan. Nach einem Zwischenstopp mit Multiplan erschien am 30. September 1985 erstmals Excel 1.0 für den Apple Macintosh. Mit grafischer Oberfläche und Maussteuerung war es evolutionär für seine Zeit und der Startpunkt einer neuen Ära. (Der Vorgänger Multiplan existierte zwar schon seit Anfang der 1980er, aber Excel brachte erstmals eine benutzerfreundliche GUI und das Potenzial moderner Tabellenanwendungen.)
Als 1987 die Windows-Version folgte, begann der Siegeszug, der Excel zum Standard jeder digitalen Kalkulation machte.
In den folgenden Jahren wuchs Excel rasant:
- 1989 erschien die erste Windows-Version
- 1990 folgte Excel 3.0 mit Symbolleisten
- 1994 brachte Excel 5.0 die erste 32-Bit-Ausführung
- Mit Excel 95 (alias Version 7.0) wechselte Microsoft zu Jahresnummern in der Produktbezeichnung
Heute —fast genau 40 Jahre später— ist Excel nahezu überall präsent in Unternehmen, Behörden, Schulen und privaten Haushalten.

Wenn Zellen explodieren: Die grössten Excel-Fails aller Zeiten
Excel hat die Welt verändert, darin sind wir uns alle einig.
Doch das strukturierte Programm, das eigentlich für Ordnung in Zahlen sorgen sollte, hat schon so manches Unternehmen ins blanke Chaos gestürzt. Ein paar Klicks zu viel, eine falsch gesetzte Formel – und Millionen sind verloren. Hier sind die berühmtesten Beispiele, die zeigen, dass selbst kleine Fehler gigantische Folgen haben können:
TransAlta – Copy & Paste für 24 Millionen USD (2003)
Das kanadische Energieunternehmen TransAlta verlor 2003 rund 24 Millionen USD, weil ein Mitarbeiter beim Kopieren von Daten in Excel eine Zeile verrutschte. Dadurch wurden Stromlieferverträge falschen Preisen zugeordnet.
Ein banaler Fehler – mit einem Schaden, der das Jahresergebnis erheblich beeinflusste.
JP Morgan – der «London Whale» + 6 Milliarden Verlust (2012)
Im Skandal um den sogenannten London Whale verlor die Investmentbank JP Morgan rund 6 Milliarden USD. Eine der Ursachen war ein Risikomodell, das auf Excel-Tabellen basierte. Daten wurden manuell von einem Blatt ins nächste kopiert und eingefügt.
Der kritische Fehler war, dass eine Zelle falsch formuliert war: Anstatt den Durchschnitt von zwei Zinssätzen zu berechnen, wurde eine Division durchgeführt, die eine Summe durch eine Summe teilte – ein vermeintlich kleiner Fehler mit grossen Folgen.
Barclays – verborgene Zeilen, teure Verträge (2008)
Im Jahr 2008 kaufte die britische Bank Barclays Capital 179 Verträge, die sie gar nicht wollte – ohne es zu merken.
Beim Erwerb von Restbeständen der insolventen Lehman Brothers wurde eine Excel-Datei verwendet, in der die unerwünschten Verträge nur ausgeblendet, nicht gelöscht waren. Als das Dokument in ein PDF exportiert wurde, tauchten die ausgeblendeten Zeilen wieder auf – und Barclays war rechtlich zum Kauf verpflichtet.
Wie teuer dieser Fehler war, ist unbekannt – günstig war er mit Sicherheit nicht.
Public Health England – COVID-Tests einfach verschwunden (2020)
Während der Corona-Pandemie wurden in England fast 16'000 positive COVID-Testergebnisse nicht an die zuständigen Behörden übermittelt. Der Grund: Die verwendete Excel-Datei überstieg die maximale Zeilenanzahl, die in dieser Tabellenversion möglich war. Neue Datensätze am unteren Ende der Tabelle fielen schlicht weg.
Dadurch gingen wichtige Fallzahlen verloren, was die Kontaktverfolgung und das Management der Pandemie beeinflusste.
MI5 – 134 falsche Telefonnummern (2010)
Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 hörte fälschlicherweise 134 Telefonverbindungen ab – weil eine Excel-Tabelle eine Formatierungsfehler enthielt. Die letzten drei Ziffern einiger Telefonnummern waren durch “000” ersetzt worden – was zu falschen Verbindungen führte.
Der Fehler wurde offiziell als „formatting fault“ in einem Spreadsheet beschrieben, der unbeabsichtigte “collateral intrusion” (Nebenwirkung / Kollateralschaden) nach sich zog.
Olympische Spiele London 2012 – 10 000 Tickets zu viel verkauft
Ein einfacher Tippfehler sorgte 2012 für ein PR-Desaster bei den Olympischen Spielen in London.
Ein:e Mitarbeiter:in tippte in Excel statt 10'000 verfügbarer Tickets für eine Schwimmveranstaltung 20'000 ein.
Folge: Doppelt so viele Tickets verkauft wie Sitzplätze vorhanden. Die Organisatoren mussten über 3'000 Kund:innen Ersatzkarten für andere Veranstaltungen anbieten – und kontrollierten danach jeden weiteren Verkauf manuell.

Excel ist und bleibt ein fantastisches Werkzeug für Analysen, Planung oder schnelle Szenarien. Doch sobald mehrere Personen, Abteilungen oder ganze Unternehmen gemeinsam damit arbeiten, wird aus der Hilfe schnell ein Risiko:
- Version 1_final_final.xlsx
- Unterschiedliche Datenstände
- Keine Nachvollziehbarkeit, wer was geändert hat
- Formeln, die nur „Eingeweihte“ verstehen
Was bei kleinen Projekten funktioniert, führt in wachsenden Organisationen schnell zu Unübersichtlichkeit. Hier schaffen integrierte Systeme wie ERP-Lösungen Abhilfe, denn sie bündeln Daten, Prozesse und Teams zentral und sorgen für Struktur, wo Tabellen an ihre Grenzen stossen.
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Quellen:
https://www.itmagazine.ch/artikel/85684/Tabellenkalkulation_Excel_wird_40_Jahre_alt.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Excel
Autorin: Mina Bösiger