Der Appenzeller Plattstich-Webstuhl -

- ein Grundstein der modernen Computertechnologie

Bild: Appenzeller Plattstich-Webstuhl im Volkskunde-Museum Stein, AR

 

Wir staunten nicht schlecht, mein alter Schulfreund und ich, als wir letzten Freitag im Appenzeller Volkskunde-Museum den etwas mehr als hundertjährigen Plattstich-Webstuhl entdeckten.

Bei eingehender Betrachtung war uns nämlich eine spezielle Vorrichtung aufgefallen, die sich nach kurzer Recherche als ausgesprochen interessant entpuppte   -   gerade weil wir beruflich beide in der IT-Branche unterwegs sind, und ansonsten mit Textilien oder deren Herstellungsverfahren nicht viele Berührungspunkte aufweisen.

Es stellte sich heraus, dass es sich bei der genannten Vorrichtung um eine alte Lochkarten-Steuerung handelte, so einer, wie sie auch bei den ersten Jacquard-Webstühlen üblich war, denn der Appenzeller Plattstich-Webstuhl im Museum in Stein verfügt - laut Museumsschild - tatsächlich über einen sogenannten Jacquard-Aufsatz.

 

Mit der Lochkarten-Steuerung legten die Jacquard-Webstühle damals gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Grundstein für ein erstes industrielles Nutzungspotential. Das ist aber noch nicht alles, denn mithilfe der Lochkarten-Technologie konnten ab diesem Zeitpunkt erstmals auch statistische Daten ausgewertet werden. Was wiederum zur Erfindung des bedienbaren Computers führte.  
 
 

Doch wie genau funktioniert das mit dem Webstuhl?

Die Methode ist simpel. Die Lochkarten geben dem Webstuhl vor, welche Muster er weben soll, wobei die Lochkarten ein binäres System darstellen. Dieses wird von den Nadeln des Webstuhls abgetastet. Darunter befindet sich ein Lochblech, an dem die Kettfäden hängen. Wenn die Nadel auf ein Loch trifft, wird der Faden herabgesenkt, wenn die Nadel kein Loch trifft, wird er gehoben. Somit konnten grossflächig gemusterte Stoffe hergestellt werden -

                                              - und eine Maschine wurde zum ersten Mal programmierbar.

Loch = 1, kein Loch = 0.

Dank der Erfindung der Lochkarten und der damit einhergehenden Möglichkeit zur Programmierung fand dann auch in der Schweiz der Durchbruch der Informatisierung statt - jedoch erst gute 50 Jahre nach der Erfindung des Webstuhls, im Jahr 1948, als an der ETH in Zürich eine Kommission zur Entwicklung von Rechenmaschinen gegründet, wobei die mechanischen Lochkarten-Prozesse durch elektrische, und später elektronische Prozesse abgelöst wurden.

 

Bild: Jacquard-Aufsatz mit Lochkarten-Technologie

 

Nochmals gute 10 Jahre später, gegen Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre, begannen daraufhin auch grössere Firmen und Unternehmen auf elektronische Datenverarbeitung zu setzen. Dazu gehörten u.a. Banken, Versicherungen, die Post und die SBB, was dazu führte, dass bereits um 1960 in der Schweiz schon gut ein Dutzend mittelgrosser Computer in Betrieb waren.  

Die Lochkarten wurden schliesslich von Programmiersprachen abgelöst, 1981 stellte IBM den ersten „Personal Computer“ vor, der zusammen mit dem World Wide Web zu Beginn der 1990er Jahre eine Zeit der Informatisierung auslöste, die wiederum zum brandaktuellen Thema der Digitalisierung führt.

 

Und dabei helfen wir Ihnen gerne.

Denn genau wie der Webstuhl liefern auch wir ein regionales Produkt - zwar aus Teufen AR, nicht wie der Plattstich-Webstuhl aus Stein AR - und keine Angst, unsere Programmierer arbeiten nicht mehr mit Lochkarten. Obwohl das Prinzip noch immer dasselbe bleibt.  

Mehr darüber erfahren Sie auch in unserem Folgebeitrag zum Thema «patching», und wie es in der IT-Sprache zu seinem Namen gekommen ist.

 

Quellen:

Textiltechnikum - Maschinelles Weben

Historisches Lexikon der Schweiz

Appenzeller Volkskunde-Museum

 

Und wenn wir Sie bei Ihrer Digitalisierung unterstützen können, schauen Sie doch mal hier vorbei

https://www.agis.ch/prozessoptimierung-und-digitalisierung.html

 

 

Zurück

Copyright 2024 AGIS. Alle Rechte vorbehalten.
You are using an outdated browser. The website may not be displayed correctly. Close